Ein Vendor Neutral Archive ist mehr als nur ein einziger Speicher für alle medizinischen Bilder

Tobias Pink, Solution Specialist EIM/VNA bei Sectra

Integrierte Diagnostik, Erleichterung multidisziplinärer Konsultationen, Unterstützung klinischer Behandlungspfade durch digitale Workflows und sogar Big-Data-Analytik. Dies sind nur einige der Möglichkeiten eines Vendor Neutral Archive (VNA), eines herstellerunabhängigen Archivs für die gesamte medizinische Bildgebung. „Krankenhäuser, die ein VNA lediglich als Speichersystem betrachten, nutzen nicht alle Vorteile einer krankenhausweiten Bilddatenbank.“ Ein Gespräch mit Tobias Pink, Solution Specialist EIM/VNA bei Sectra.

Ein VNA gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Arbeit wirklich von klinischen Behandlungspfaden ausgehend zu organisieren und den Workflow darauf auszurichten.

Tobias Pink, Solution Specialist EIM/VNA

Stellen Sie sich den Nutzen für einen Darmkrebs-Patienten vor, wenn die Bilder aus Endoskopie, Radiologie und Pathologie in einem einzigen System verarbeitet werden, mit digitaler Unterstützung der Arbeitsabläufe, so dass Fachärzte oder Labortechniker informiert werden, wenn sie mit den Informationen oder der Biopsie arbeiten können. Ein System, auf das – natürlich durch Rollen und Berechtigungen geschützt – auch Hausärzte Zugriff haben, um sich über die Situation ihrer Patienten zu informieren. Dies alles verringert den Zeitaufwand für die Diagnostik, reduziert das Fehlerrisiko und sorgt für einen reibungslosen Informationstransfer an alle beteiligten Gesundheitsdienstleister: Gastroenterologen, Onkologen, Radiologen, Labortechniker und Hausärzte.

„Aus diesem Grund investieren immer mehr Krankenhäuser in ein VNA, das mit der elektronischen Patientenakte (ePA) verbunden ist“, so Pink. Er berät Krankenhäuser hinsichtlich der krankenhausweiten Bildgebung wie z. B. in einem VNA und weiß, welche Schwierigkeiten sich in der Praxis ergeben. Er sagt: „Das Schöne an einem VNA ist, dass die Fachärzte weiterhin mit ihrem eigenen System arbeiten können und die Bilder trotzdem in einer zentralen Datenbank abgelegt werden. Nehmen wir beispielsweise die Augenheilkunde, eine Fachrichtung, die mit ganz eigenen Geräten arbeitet, die über spezielle diagnostische Hilfsmittel verfügen. Natürlich wollen Augenärzte keine Abstriche hinsichtlich der Funktionalität machen. Das muss aber auch nicht sein, denn man kann diese Software einfach mit einem VNA verknüpfen. Als Krankenhaus haben Sie dabei die Wahl, ob Sie das VNA als zentralen Zugangspunkt nutzen, von dem aus man sich zur jeweiligen Anwendung durchklickt, oder ob Sie die jeweiligen Anwendungen weiterhin in den Mittelpunkt stellen und darüber hinaus dafür sorgen, dass alle Bilder und zugehörigen Informationen auch im VNA gespeichert werden.“

Behandlungspfade im Mittelpunkt

Der große Vorteil eines VNA besteht darin, dass dieses System über die ePA für alle Ärzte zugänglich ist, was bei einer speziellen Anwendung z. B. für die Kardiologie, Dermatologie oder Pathologie nicht immer der Fall ist. Pink: „In den meisten Krankenhäusern bietet die ePA über das PACS Zugang zu den Aufnahmen aus der Radiologie, aber damit hört es auch schon auf. Und dabei gibt es so viel mehr Arten der bildgebenden Diagnostik. Denken Sie an die Kardiologie, Dermatologie, Endo- und Gastroskopie, Ophthalmologie oder Pathologie. Es ist viel einfacher, ein einziges VNA mit der ePA zu verknüpfen als ein Durcheinander lokaler Anwendungen.“

Ein weiterer Vorteil ist die digitale Unterstützung von Arbeitsabläufen, über die Sectra als einer der wenigen VNA-Anbieter verfügt. „Dies schließt nahtlos an die neue Denkweise in Krankenhäusern an“, meint Pink. „Unser VNA gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Arbeit wirklich von den definierten klinischen Behandlungspfaden ausgehend zu organisieren und die Workflow-Unterstützung entsprechend einzurichten. Wir verfügen über langjährige klinische Erfahrung und wissen, was erforderlich ist, um von einer an den Fachgebieten ausgerichteten Arbeitsweise zu einem patientenorientierten Ansatz überzugehen. Wir sprechen die gleiche Sprache wie die Ärzte und verstehen ihre Prozesse. Unser Ziel ist es, für eine bessere Unterstützung dieser Prozesse zu sorgen.“ Dies biete bei bestimmten Behandlungspfaden große Vorteile, so Pink. So zum Beispiel bei Krebspatienten, bei denen ein schnelles Handeln lebenswichtig sein kann. Eine integrierte Diagnostik, bei der die Bilder aus Radiologie und Pathologie in einem einzigen System kombiniert werden, hilft dabei. „Der unterstützende Workflow sorgt dafür, dass ein Arzt automatisch benachrichtigt wird, sobald er mit der Arbeit beginnen kann. Auf diese Weise wird keine Zeit mehr vergeudet und die Gefahr, dass etwas verloren geht, erheblich reduziert.“

Schnellere Diagnostik

Wenn sich alle Daten an einem Ort befinden, bietet das außerdem den Vorteil, dass man Datenanalysen damit durchführen kann. Natürlich gehören dazu auch simple Statistiken, beispielsweise über die Anzahl der von der Kardiologie, Dermatologie oder Inneren Medizin durchgeführten Untersuchungen. Viel interessanter wird es aber, wenn Ärzte die Daten z. B. danach durchsuchen können, welche Diagnose bei Patienten mit ähnlichen Beschwerden gestellt wurde. „Stellen Sie sich vor, Sie stehen einem Patienten gegenüber und fragen sich, welche Art der Untersuchung am ehesten zu Ergebnissen führt. Dann können Sie in der ePA nach Patienten mit vergleichbaren Beschwerden und den zugehörigen Bildern suchen. Auf diese Weise können Sie besser feststellen, welche Untersuchung als erstes durchgeführt werden sollte“, nennt Pink ein Beispiel.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Computer nach Bildern suchen zu lassen, die dem Bild ähneln, das Sie von einem Patienten vorliegen haben. „Nehmen wir zum Beispiel einen Dermatologen, der sich bei einem Muttermal unsicher ist. Durch den Vergleich eines Fotos dieses Muttermals mit Tausenden von Fotos in der Datenbank kann er mit größerer Sicherheit vorhersagen, ob und mit welcher Art von Hautkrebs er es zu tun hat. Natürlich sind danach weitere Untersuchungen erforderlich, dies kann jedoch gezielter geschehen. Außerdem ist es für Patienten oft wesentlich besser, wenn ein Arzt mit etwas mehr Sicherheit sagen kann, welcher Befund von einer Untersuchung zu erwarten ist“, so Pink.

Einfachere Arbeitsprozesse

Ein Zusammenschluss oder eine Übernahme sei oft ein Grund, in ein VNA zu investieren, sagt Pink. „Krankenhäuser bewegen sich nun auf zwei große Datenebenen zu: die ePA und die ‚Bilderebene‘. Die Bilderebene ist in den Krankenhäusern auch heute noch sehr verbreitet. Wenn man diese Bilderebene in einem VNA bündeln kann, können sich die verschiedenen kooperierenden Krankenhäuser einfach daran anschließen, ohne selbst sofort mit einem völlig anderen System arbeiten zu müssen. Wenn zwei Krankenhäuser beispielsweise unterschiedliche PACS einsetzen, können sie diese auch weiterhin verwenden, über ein VNA aber dennoch dafür sorgen, dass alle Bilder, einschließlich Anmerkungen, an beiden Standorten verfügbar sind.“

Pink beobachtet, dass ePA-Anbieter sich seit kurzem auf diesen Markt stürzen und ein VNA in ihre eigene Software integrieren. Allerdings seien diese Systeme noch nicht sehr ausgereift, warnt er. „Eine ePA ist in erster Linie ein System zur Verwaltung von Patienten und deren Krankenakten. Sie ist nicht für die Bildverwaltung und Diagnose konzipiert. Meine Empfehlung lautet: Betrachten Sie dieses Thema nicht aus IT-Sicht oder primär aus der Kostenperspektive, sondern aus der Sicht der Fachärzte. Wie können Sie die Ärzte bei einer schnelleren und besseren Diagnose unterstützen? Die Investitionen in ein VNA amortisieren sich sehr schnell durch eine bessere Diagnostik und einfachere Arbeitsprozesse für Fachärzte.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Tobias Pink
Solution Specialist EIM/VNA
Tobias.pink@sectra.com