Die Digitalisierung in der anatomischen Pathologie stellt für Einrichtungen oft ein umfangreiches Großprojekt dar, bei dem die einzelnen Fachabteilungen die Verantwortung für die Umstellung tragen müssen. Der Schlüssel zum Erfolg: Lösungen, die den Anwendern eine nahtlose Integration ermöglichen – entwickelt und validiert von Spezialisten aus der Praxis. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umstellung ist das Universitätsklinikum Genf, Hôpitaux Universitaires de Genève (HUG).
Entscheidung für eine bewährte Lösung
Das HUG ist eine der größten medizinischen Einrichtungen in der Schweiz. Jedes Jahr werden in der klinischen Pathologie mehr als 50.000 Patientenproben entnommen. Die strategische Orientierung des HUG hin zu digitalen Patientenakten gab den Ausschlag bei der Wahl eines geeigneten Systemanbieters. Nach der vor einigen Jahren erfolgten Anschaffung von Objektträgerscannern entschied sich das Klinikum für das Bildgebungsmanagement-System von Sectra. „Unser erstes Kriterium war, den Scanner und die Software von Drittanbietern in das vorhandene System integrieren zu können“, erinnert sich Doron Merkler, Neuropathologe und Assistenzarzt in der klinischen Pathologie des HUG und Professor an der Universität Genf. „Wir wollten strategisch in der Lage sein, unsere Lösung einfach weiterzuentwickeln.“
Die digitale Pathologielösung von Sectra ist bereits seit 7 Jahren in Schweden im Einsatz. Sie profitiert daher vom großen Erfahrungsschatz des Unternehmens in der Radiologie, insbesondere beim PACS-Management. „Wir bieten ein perfekt ausgereiftes Produkt an“, erklärt Fabien Lozach, CEO von Sectra Frankreich. „Wir verfügen mit mehr als 50 Stammkunden über eine solide Basis in einem Sektor, der immer noch hauptsächlich forschungsorientiert ist.“ In Großbritannien beispielsweise verwaltet das Bildgebungsmanagement-System von Sectra gleichzeitig etwa hundert Benutzer, 2 Millionen archivierte Bilder und 8 verschiedene Labormanagementsysteme (LMS).
„Unser erstes Kriterium war, den Scanner und die Software von Drittanbietern in das vorhandene System integrieren zu können. Wir wollten strategisch in der Lage sein, unsere Lösung einfach weiterzuentwickeln.“
„Einer der größten Vorzüge dieser Lösung ist ihre Integrationsfähigkeit, wenn es um Bildgebungund Visualisierung geht.“
Fachbereichsspezifische Funktionalitäten
„Einer der größten Vorzüge dieser Lösung ist ihre Integrationsfähigkeit, wenn es um Bildgebung und Visualisierung geht“, ergänzt Doron Merkler. Für Fachleute, die stundenlang vor ihren Bildschirmen sitzen, „ist in dieser Hinsicht kein Kompromiss möglich“. Die Datensätze zu den digitalisierten histologischen Objektträgern sind mit 1 bis zu 4 Gigabyte besonders umfangreich. Um eine reibungslose Navigation zu gewährleisten, hat das Unternehmen „an einem Streaming-Algorithmus gearbeitet, der eine sehr hohe Aktualisierungsrate und Leistung sicherstellt“, erläutert der CEO.
Die Integration in das LMS erfolgte bidirektional, wobei dem Bildgebungsmanagement-System Priorität eingeräumt wurde. „Was die Funktionalitäten angeht, können wir ein breites Spektrum an Möglichkeiten anbieten, da unser Produkt auch von Pathologen entwickelt wurde.“ Daraus resultiert ein vereinfachter Zugriff auf ältere, vorhergehende Aufnahmen oder die Priorisierung von Objektträgern in Arbeitslisten.
Besonders nützlich findet der Schweizer Pathologe die Unterstützung bei der Vorbereitung der mehr als zwanzig multidisziplinären medizinischen Kolloquien und Konferenzen pro Woche. Das Tool ist in dieser Hinsicht sehr „ergonomisch gestaltet. Es gestattet, bestimmte Fälle zu markieren und alle älteren, vorhergehenden Objektträger sowie relevante Vergleiche für die Untersuchung vorzubereiten. Alles ist ganz einfach im Viewer verfügbar.“ Gleiches gilt für die Anforderung von Befunden aus verschiedenen Krankenhäusern. Der Austausch von Daten zu einem bestimmten Fall lässt sich so schnell abwickeln. „Mit nur einem Klick werden die Bilder sicher verschickt.“
Erweiterte Unterstützung bei der Diagnose
Außerdem unterstützen auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende computergestützte Analysen die Arbeit des Pathologen. So kann ein selbst entwickelter Algorithmus beispielsweise den HER2-Marker schnell quantifizieren. Es ist zu erwarten, dass diese und weitere Algorithmen in naher Zukunft eine größere Rolle im Arbeitsablauf der Pathologen spielen werden. „Insbesondere helfen uns diese neuen Technologien bei sich wiederholenden und zeitaufwendigen Analysen und gestatten uns, Interpretationen noch quantitativer zu gestalten, was wiederum die Präzision der Diagnose erhöht. Darüber hinaus ist es möglich, synchron benachbarte Schnitte anzuzeigen, um die Evaluation verschiedener histologischer Schnitte noch effizienter zu gestalten. Außerdem erlaubt die digitale Pathologie einen schnelleren Vergleich zwischen aktuellen und früheren Biopsien. Das spart Zeit und die Patienten erhalten ihre Resultate schneller“, so der Neuropathologe.
Mittelfristig ist geplant, um die 95 % der histologischen Objektträger zu digitalisieren – bis heute sind es 40 %. In Kürze steht die Archivierung der digitalen Schnitte in neutralen Archiven auf dem Programm. Auch werden weiterhin neue Algorithmen entwickelt, die den Pathologen bei immer komplexeren Aufgaben unterstützen, beispielsweise bei der automatischen Tumorerkennung und -klassifizierung.
[aus dem Französischen von Marion BOIS]