Seit 2002 speichert und archiviert die Radiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart ihre Bilder digital. 2018 machten herstellerbedingte Umstände den Austausch des PACS-Systems notwendig. Für die Abteilungsleiterin und Chefärztin Prof. Dr. Angela Geissler und ihr Team begann die Suche nach einem neuen IT-Partner, der nicht nur in der Lage war, das bestehende PACS inklusive Altdatenmigration abzulösen, sondern auch ein neues, multimediales VNA einzuführen.
Keine leichte Aufgabe, denn in 18 Jahren Digitalarchivierung hatten sich riesige Mengen an medizinischen Bilddaten angesammelt. Allein die Anzahl der konventionellen Röntgenuntersuchungen in der Abteilung, die an zwei Standorten tätig ist, beläuft sich im Jahr auf mittlerweile knapp 64.000. Doch nicht nur die Bilder aus der Radiologie und Nuklearmedizin, sondern des gesamten akademischen Lehrkrankenhauses mit 1.041 Betten liefen im PACS zusammen, also beispielsweise auch Endoskopie- oder Ultraschallaufnahmen. Die unterschiedlichen Formate, mit denen die verschiedenen Daten abgespeichert waren sowie die tiefe Integration des Bildarchivierungssystems in die interne RIS/KIS-Struktur machten den Migrationsprozess zu einer technischen Herausforderung.
Gesucht und gefunden
In der Vergangenheit hatte die Abteilung zwar schon einige PACS-Umstiege mitgemacht, bisher aber immer mit demselben Hersteller. 2018 kündigte dieser eine neue Ausrichtung seiner Geschäftsfelder an und läutete damit das Ende der gemeinsamen Zusammenarbeit ein. Für die Stuttgarter die Gelegenheit, eine Archivlösung zu finden, die noch stärker ihren eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen entsprach. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, unsere Datenbank nicht einfach nur durch eine andere zu ersetzen. Wir wollten uns weiterentwickeln in Bezug auf die Integration von Bildern in die Befundung und der tiefen Digitalvernetzung innerhalb und außerhalb der Klinik“, erklärt Prof. Geissler. „Da ist Sectra ein toller Partner, weil sie zum einen schon in diesem Bereich unterwegs sind und zum anderen daran interessiert sind, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.“
Befundung ohne Umwege
Letztendlich entschied sich die Abteilung für das Sectra VNA, ein herstellerunabhängiges Zentralarchiv, das den Datenaustausch zwischen verschiedensten Bildspeicher- und Archivierungssystemen ermöglicht – auch aus dem PACS, das Bestandteil des Systems von Sectra ist. Im Gegensatz zu früher, können die Ärzte ihre komplette Befundschreibung inkl. Spracherkennung nun direkt im VNA durchführen, ohne den Umweg über ein RIS nehmen zu müssen, was eine enorme Arbeitserleichterung bedeutet. „Was uns besonders gut an dieser Lösung gefällt, ist, dass die Messwerte in den Bildern erhalten bleiben“, freut sich die Chefärztin. „Dadurch lassen sich insbesondere bei onkologischen Patienten, die viele Untersuchungen über einen längeren Zeitraum haben, Läsionsverläufe lückenlos dokumentieren. Das ist nicht nur für uns, sondern auch für die zuweisenden Kollegen sehr hilfreich, weil sie den Befund nicht erst woanders suchen müssen oder gegebenenfalls gar nicht finden.“
Nächster Halt: digitale Pathologie
Ein weiterer Vorteil des VNA liegt in seiner Multimedialität. So lassen sich nicht nur medizinische Bilder, sondern auch Videos oder Audios in das System einspielen – und sogar digitale Pathologiebilder. Da das Robert-Bosch-Krankenhaus über eine große Pathologie verfügt, ist die Digitalisierung des Fachbereichs bereits seit längerem im Gespräch. Bisher wurden pathologische Schnitte hier nur in kleinem Umfang und per Hand in den Computer eingegeben. „Es gibt aber bereits die ersten Automaten, die Proben schneiden, fotografieren und ins VNA schicken können,“ berichtet Geissler. „Außerdem wird für das RBK eine Professur für Künstliche Intelligenz etabliert, die sich tiefer mit Genomics beschäftigen wird. Wenn wir es also mit einem PACS-Partner wie Sectra schaffen, pathologische Bilder und Befunde zu matchen und für einen Algorithmus nutzbar zu machen, wäre das natürlich ein großer Gewinn.“ Auch wenn das Ganze zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik ist, so sind die Weichen dank des Sectra VNA gestellt.
Prof. Dr. Angela Geissler ist Chefärztin der Abteilung Radiologie und Nuklearmedizin im Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, zudem leitet sie die radiologische Abteilung der Klinik Schillerhöhe. Fachliche Erfahrung erwarb sie in den Radiologie-Abteilungen in Baden-Baden, Freiburg und Regensburg sowie als Mitarbeiterin in den Huntington Medical Research Institutes in den USA. Sie ist Mitglied in zahlreichen Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG), die Radiologic Society of North America (RSNA) sowie die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen neben der Radiologie und Nuklearmedizin auch Selbstmanagement und Stressbewältigung für Mediziner am Arbeitsplatz.